DIE DIGITALISIERUNG IN DER VERSICHERUNGSBRANCHE

Der digitale Wandel macht nicht vor der Versicherungsbranche halt und betrifft hier so gut wie alle Bereiche. Früher war der erste Ansprechpartner immer der Versicherungsvertreter. Aber heute sind die Kunden viel selbständiger. Sie informieren sich und kümmern sich im Endeffekt selbständig um ihre Verträge. Für die Mitarbeiter der Versicherungen bedeutet das, dass sie sich teilweise völlig neuen Aufgaben widmen müssen, um ihren Kunden den gewohnten Service bieten zu können. Außerdem kommen von den Versicherungsunternehmen viele digitale Prozesse auf die Versicherungsvertreter zu, ohne die sie ihre Provisionen gar nicht abrechnen könnten.

Das Berufsbild für Versicherungsvertreter ist meist der Versicherungskaufmann. Einige Unternehmen haben auch intern diverse Weiterbildungen, so dass kaufmännisch vorgebildete nicht eine komplette Ausbildung machen müssen, doch üblicherweise bekommen Quereinsteiger in den ersten Jahren die Ausbildung zum Versicherungskaufmann angeboten. Der Versicherungskaufmann war früher eben dieser erste Ansprechpartner. Er war Verkäufer, Betreuer und gleichzeitig der wichtigste Mensch, wenn es um Versicherungen ging. Heute ist er das noch immer, aber sein Aufgabenfeld ist deutlich komplexer geworden. Heute haben die Kunden ganz andere Arten von Fragen. Sie wollen einen wirklich dezidierten Vergleich der verschiedenen Optionen einholen und beschäftigen sich selbständig mit den Details. Das ist für die Kunden deutlich einfacher geworden, denn in der Regel übernimmt das Internet das erste Beratungsgespräch und liefert die wichtigen Informationen. Auch im Support hat sich die Lage deutlich geändert. Der moderne Kunde macht viel mehr selber, erwartet dann aber dennoch einen schnellen und zuverlässigen Support. Moderne Versicherungskaufmänner und Versicherungskauffrauen müssen deswegen digital affin sein, sich mit dem Kunden via digitaler Kommunikation austauschen wollen und dabei zu jeder Zeit alle relevanten Informationen bei der Hand haben können. Das stellt die höchsten Ansprüche an den Beruf und sorgt dafür, dass sich dieser Beruf stetig weiterentwickeln muss. Um hierbei auf dem neuesten Stand bleiben zu können, hat der Gesetzgeber das Qualifizierungschancengesetz geschaffen. Das Qualifizierungschancengesetz ermöglicht es dem Arbeitnehmer oder seinem Arbeitgeber, eine Qualifizierungsmaßnahme wahrzunehmen. Die Seminarkosten können über Fördergelder bezuschusst und je nach persönlicher Voraussetzung auch komplett übernommen werden. Sowohl Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber können solche Fördergelder beantragen.

Der Arbeitgeber kann durch diese Hilfen dafür sorgen, dass die Mitarbeiter mit der technischen Entwicklung Schritt halten können und nicht an der Digitalisierung scheitern. Das ist sehr wichtig, denn wird den Kunden kein guter Service angeboten, macht das Internet es ihnen leicht, sich ein anderes Versicherungsunternehmen zu suchen.

In vielen Bereichen besteht zudem ein Anspruch auf Schulungen, die seitens des Arbeitgebers durchgeführt werden müssen, um die Arbeitnehmer entsprechend zu qualifizieren. Wobei die Versicherungen schon immer sehr auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter orientiert waren und regelmäßige Verkaufs- und Produktschulungen angeboten haben.

Der Beruf des Versicherungskaufmannes war immer sehr anspruchsvoll, und es kommen neue Herausforderungen auf ihn zu. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung kommen immer mehr neue Aufgabenfelder auf diese Berufsgruppe zu. Dafür fallen viele Aufgaben weg, oder verändern sich. Die nachfolgende Übersicht soll einmal kurz darstellen, wie sich der Beruf des Versicherungskaufmannes ändern wird und bereits verändert hat.

Früher einmal ging man in das Maklerbüro, oder ließ sich in den eigenen vier Wänden besuchen. Heute wird via Live Chat auf der Webseite, mittels WhatsApp kommuniziert oder es wird einfach einmal eine Mail geschrieben. Die Art der Kommunikation verändert sich, aber auch der Inhalt. Heute können Bilder von Schäden und Dokumente in wenigen Sekunden um den Globus geschickt werden. Das bedeutet eine höhere Geschwindigkeit in der Sachbearbeitung, welche vom Kunden erwartet und gefordert wird. Kommunikative Menschen mit einer hoch entwickelten Fähigkeit zur Erfassung von komplexen Sachverhalten sind hier eindeutig im Vorteil!

Der Versicherungsnehmer hinterlässt bei jedem Vertragsabschluss einen individuellen Datenabdruck. Das hat verschiedene Vorteile, die man als Profi nicht von der Hand weisen kann. Beispielsweise können so in der Zukunft die Angebote noch optimierter und passender erstellt werden. Für den Verkauf sind diese Daten also unverzichtbar. Auch bei der Prüfung von Anträgen kann der Versicherungsnehmer einmal näher unter die Lupe genommen, und so der Wahrheitsgehalt seiner Aussagen überprüft werden. Die neue Welt der Daten ermöglicht also eine bessere Begutachtung der Versicherungsnehmer und erleichtert den praktischen Alltag ungemein.

Auch aus Kundensicht ist die Digitalisierung ein Plus. Wer kann schon seine Versicherungsnummern auswendig aufsagen, wenn es bei einem Verkehrsunfall zu einem Schaden kommt? Moderne Chipkarten, QR Codes oder Accounts mit einem gut zu merkenden Login können vom Smartphone aus, die notwendigen Daten in Sekundenschnelle liefern.

Das Arbeiten mit dem PC ist heute zwar nicht mehr ganz so neuartig. Aber dennoch hat sich auch hier einiges verändert. Ohne den PC wäre der moderne Versicherungskaufmann völlig außerhalb seiner Zeit. Auch mobile Endgeräte gehören zur festen Ausstattung und sind fast die einzige Möglichkeit, um die Vertragsangebote zu erstellen und seinen Kunden einen effektiven Support bieten zu können. Der moderne Versicherungskaufmann ist in diesem Bereich auf das Beste ausgestattet und kann so seinen Kunden einen umfassenden Service zu jeder Zeit, und an jedem gewünschten Ort bieten. Diese Entwicklung wird sich immer weiter fortsetzen und die Kunden erwarten von den Experten, dass diese die passenden Unterlagen immer zur Verfügung stellen können. Kommt es tatsächlich noch zu Besuchen in den eigenen vier Wänden oder bei Unternehmern vor Ort, reist das Büro im Kofferraum mit.

Die Digitalisierung macht es für den stationären Versicherungskaufmann schwerer, Kunden zu finden und zu binden. Kleine Büros für die Laufkundschaft gibt es zwar noch, aber mit dem Heranwachsen der Digitalen Generation, werden diese immer weniger frequentiert. Doch es gibt neue und spannende Aufgaben in der Produktentwicklung, die Versicherungskaufleute übernehmen können. Sie sind im direkten Kontakt mit Verbrauchern und erfahren im Support sozusagen als erste, was Kunden sich von Versicherungen wünschen, was ihnen an einem Produkt fehlt. Das führt dazu, dass vorhandene Verträge optimiert werden oder komplett neuartige Versicherungen auf den Markt kommen.

Versicherungsunternehmen haben schon immer in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert. Die Digitalisierung ist für sie daher sicher leichter zu bewältigen, als für Handwerksbetriebe oder KMU aus anderen Branchen. Trotzdem müssen sie sich dem digitalen Wandel unterwerfen und anders auf Kunden zugehen, die Produkte mehr auf Maß schneidern und innovative Ideen schnell umsetzen, um am Markt bestehen zu können.